PoempelFox Blog

[..] [RSS Feed]
 

Sat, 03. Oct 2015


Warum ich nicht mehr Kunde bei M-net bin Created: 03.10.2015 17:37
Last modified: 12.02.2016 18:00
Nach nunmehr über 13 Jahren habe ich kürzlich meinen M-Net-Anschluss gekündigt und versorge mich seitdem über einen anderen Anbieter mit Internet.

Der letzte kleine Tropfen der das Fass zum Überlaufen brachte, aber sicher nicht der alleinige Auslöser, war die Unfähigkeit seitens M-Net, den hier seit Anfang 2014 laufenden Glasfaserausbau zu Ende zu bringen. Bereits Anfang 2014 tauchten die ersten "wir bauen für sie" Schilder hier im Viertel auf, und erste kleine Löcher wurden gebuddelt, wenn auch am gegenüberliegenden Ende des Viertels.
Etwa ab diesem Zeitpunkt war das komplette Viertel auf der Karte der Stadtwerke auch als "Glasfaser im Bau" markiert. Auf den "wir bauen für sie"-Schildern stand als Zeitangabe noch "bis Oktober". Der Fachmann sieht sofort: Da steht kein Jahr, das wird wohl einen Grund haben. Nur der naive Normalverbraucher glaubt, es waere von Oktober des gleichen Jahres die Rede. Selbstverständlich passierte dann nach Buddeln der ersten paar Löcher erstmal monatelang gar nichts mehr, insbesondere wurden sie auch nicht mal mehr zugebuddelt. Das blieb dann fast das komplette Jahr 2014 so, lediglich Mitte Dezember 2014 (!) brach eine kurze Phase hektischer Aktivität aus, in der tatsächlich mal gearbeitet wurde, kurzzeitig sogar in der Strasse direkt vor meinem Haus. Danach wieder monatelang nichts. Erst im Frühjahr schienen die Arbeiten mal wieder weiterzugehen, und diesmal dann sogar für mehr als 3 Tage.
Anfang Juli lag dann ein Werbebriefchen mit Einladung zu einem Infotag mit feierlicher Einweihung eines weiteren Stücks Erlanger Glasfasernetz am 18.07.2015 im Briefkasten. "Direkt vor ihrer Haustür wird damit die Zukunft der Kommunikation durchstarten." Die Veranstaltung war wie erwartet eine nervige Selbstbeweihräucherung, mit Erlangens Oberbürgermeister Janik und Presse. So unwichtige Fragen wie wann denn das Netz das hier heute eingeweiht wird tatsächlich mal fertig gebaut ist, und wann man Internetanschlüsse darüber endlich bestellen kann, konnte aber leider niemand beantworten. "Also... ich glaub... vielleicht... so ca.... Ende des Jahres" So Details würden auch nur die wir-sind-die-tollsten Eierkraulerei von Politik, Presse und M-Net-Vorständen stören. Dementsprechend war dann auch der folgende Artikel in den Erlanger Nachrichten: davon dass bestenfalls die Hälfte der beiden an diesem Tag eingeweihten Glasfaser-"cluster" fertig gebaut war fand sich kein Wort.
Nur 3 Tage nach der Einweihungsfeier (21.07.2015) wurde dann bei mir im Keller jedoch tatsächlich der Patchkasten für die Glasfaser installiert - also so richtig mit Glasfaser drin. Leider ist das bis heute (03.10.2015) noch immer Stand der Dinge, seit Ende Juli hat sich rein gar nichts getan. M-Net muesste nur noch den Umsetzer von Glasfaser auf Kupfer daneben setzen, dann könnte man anschliessen. Das kriegen sie aber seit Monaten nicht hin.
Lediglich der Verfügbarkeits-Check für Glasfaser an meiner Anschrift auf der M-Net-Webseite wechselt seit mindestens einem Jahr alle paar Monate zwischen "bald verfügbar" und "nicht verfügbar" hin und her, das tut er nach wie vor.

Durch die ewige Nicht-Verfügbarkeit eines zeitgemässen Anschlusses bei M-Net war ich gezwungen, mich nach Alternativen umzusehen, denn das 16 MBit DSL mit real inzwischen eher 11 MBit machte wirklich keinen Spass mehr. Und dabei fiel mir dann leider auf, wie schlecht M-Net mittlerweile geworden ist:
  • Abzocke mit Vertragslaufzeiten. Zwar hatte M-Net auch früher eine Mindestvertragslaufzeit von 2 Jahren um die Anschlusskosten wieder reinzuholen (die man gegen Zahlung eben jener Anschlusskosten sogar loswerden konnte), doch konnte man nach Ablauf dieser Mindestlaufzeit relativ problemlos und kurzfristig kündigen. Mittlerweile hat M-Net die (nicht durch M-Net entstehenden Kosten zu rechtfertigende) Unsitte einiger Konkurrenten übernommen, mit Klauseln der Art "wenn der Vertrag nicht 3 Monate vor Ablauf gekündigt wird verlängert er sich automatisch um 1-2 Jahre" Kunden wesentlich länger an sich zu fesseln, als die das eigentlich wollen. Dieses Geschäftsgebahren finde ich widerlich.
  • Zwangsrouter. M-Net besteht seit ein paar Jahren darauf, Kunden durch einen mit kastrierter und schlecht gewarteter Firmware (Sicherheitsupdates gibts bestenfalls mit grosser Verspätung) versehenen Zwangsrouter zu gängeln. Dieses Geschäftsgebahren finde ich widerlich.
  • Der Support ist genauso schlecht wie bei der Konkurrenz, ich hatte ja 2009 schonmal über meine Odyssee beim Austausch des zum x-ten Mal defekten Modems gebloggt. Lediglich im Forum passiert es gelegentlich noch, dass man an einen kompetenten Ansprechpartner gerät, aber das allein reissts leider nicht raus.
  • Bearbeitungszeiten sind katastrophal lang, selbst einfachste Vorgänge dauern über 4 Wochen.
  • Es gibt keine Konkurrenzfähigen Angebote mehr. Noch nichtmal in den (sehr wenigen!) Glasfaser-Ausbau-Gebieten weiss M-Net die technische Überlegenheit die es dort hätte zu nutzen. Es werden nur noch die Angebote der Konkurrenz kopiert, und zwar schlecht. Das beste was M-Net derzeit in den Glasfasergebieten anbietet sind 150 MBit down und 15 MBit up (*). Das Magenta-T bietet bei mir mit VDSL-Vectoring 100 MBit down und 40 MBit up, und Cablesurf 200 MBit down und 12 MBit up. Das ist alles ungefähr auf dem gleichen Level, beim Upstream hinkt M-Net sogar deutlich hinter T her und beim Downstream hinter Cablesurf. Und das obwohl M-Net hier technisch gesehen mit Abstand am Besten aufgestellt wäre, und mit Leichtigkeit die Konkurrenz alt aussehen lassen könnte. Stattdessen liegen sie nur beim Preis und der schon erwähnten Zwangsrouter-Gängelung "vorne".
    (*) theoretisch gibt es auch noch 300 down / 30 up, aber nur dort wo FTTH statt FTTB ausgebaut ist, d.h. wo die Glasfaser bis in die Wohnung geht. Auf diese Weise ausgebaut sind grob geschätzt vielleicht 10 Einfamilienhäser in ganz Bayern, beworben wird es von M-Net aber als wäre es praktisch flächendeckend verfügbar.
  • Kundenwünsche haben keine Bedeutung mehr. Um zum Beispiel von gerade eben zurückzukommen: Eine Erhöhung des Upstreams ist nicht möglich, obwohl sie technisch kein Problem wäre. Selbst die Teledumm, der man ja nun wirklich nicht nachsagen kann, sie würde irgendwelche Innovationen vorantreiben, hat inzwischen verstanden, dass in Zeiten der "Cloud" ein vernünftig dimensionierter Upstream mehr bringt als nochmal ein paar MBit mehr down die man ohnehin so gut wie nie ausgelastet bekommt, und bietet bei den Vectoring-Anschlüssen 40 MBit up. Vor vielen Jahren, als M-Net noch NEFkom hiess, hatte man das durchaus verstanden gehabt, und bot gegen Aufpreis eine Verdoppelung des Upstreams bis zur Grenze des damals technisch machbaren an.
    Anderes Beispiel: M-Net besteht darauf, die Glasfaser-Anschlüsse mit unsinnig hohen Interleaving-Werten zu fahren. Das führt dazu, dass diese eine wesentlich höhere Latenz haben als nötig, was vor allem Online-Spieler ärgert. Hier ist M-Net sogar zu dumm von sich selbst richtig zu kopieren: Bei DSL-Anschlüssen kann man dieses Anti-Feature nämlich gegen Aufpreis abschalten lassen...
  • Das Handling von DS-Lite. Um das gleich Vorwegzunehmen: Mich stört nicht, dass M-Net per default DS-Lite macht, das ist eine technische Notwendigkeit; mich stört wie M-Net mit denen umgeht, die aus technischen Gründen mit DS-Lite nicht auskommen.
    Wie fast alle anderen auch, schaltet M-Net alle neuen Anschlüsse mit DS-Lite, d.h. die Anschlüsse erhalten keine globalen IPv4-Adressen mehr und kommen nur noch per NAT ins V4 Internet. Das ist an sich überhaupt nichts verwerfliches und eine technische Notwendigkeit, weil die IPv4-Adressen weltweit "alle" sind - es gibt keine freien Adressen mehr, alle sind vergeben. M-net kann also nicht einfach für neue Kunden neue Adressen besorgen, sondern nur die die sie schon haben umverteilen. Und die gängigste Methode Adressen zu sparen ist nunmal DS-Lite. Die meisten Nutzer bemerken das DS-Lite noch nichtmal. Es gibt allerdings einige wenige Fälle, in denen Nutzer mit DS-Lite nicht zurechtkommen, und stattdessen noch eine vollwertige IPv4-Adresse benötigen, z.B. für manche Home-Automation und VPN-Geschichten, oder auch manche Spielkonsolen.
    Etwa ein Jahr lang liess M-Net diese Nutzer komplett im Regen stehen. Selbst Nutzer die einfach nur ihren Vertrag umgestellt hatten bekamen plötzlich DS-Lite aufgedrückt, und von einem Tag auf den anderen funktionierte ihr VPN / ihre Spielekonsole nicht mehr. Das war M-Net völlig egal, und dank 2 Jahren Vertragslaufzeit konnten die Kunden noch nichtmal zu einem Provider wechseln der sie nicht verar...t. Ist doch auch viel gesünder wenn die Spielkonsole nicht geht, dann ist man öfter mal an der frischen Luft!
    Mittlerweile bietet M-Net eine IPv4-Option gegen Aufpreis an. Das ist an sich genau so wie es sein muss: Wer mit DS-Lite zurechtkommt kriegt das, wer nicht kriegt gegen einen Aufpreis doch noch IPv4. Was mir sauer aufstösst ist der Preis: M-Net kassiert satte 4,90 Euro pro Monat für diese Option. Angesichts dessen, dass diese Option M-Net keine laufenden Kosten verursacht, und eigentlich nur eine Schutzgebühr sein sollte (damit das eben nicht jeder der das gar nicht braucht dazubucht), ist dieser Preis völlig überzogen.
Alles in allem finde ich es sehr traurig, was aus dem einst kundenfreundlichen und innovativen Laden geworden ist. Angebote wie den SIXXS PoP mit dem M-Net ab 2003 dem computertechnisch begabten Teil seiner Kunden ermöglichte, richtig gute IPv6-Konnektivität zu erhalten, lange bevor ihre Infrastruktur das nativ konnte, würde es heute sicherlich nicht mehr geben. Ich hoffe sehr, dass M-Net es irgendwann noch gelingt das Ruder rumzureissen, und sich wieder in die richtige Richtung zu entwickeln. Auf mein Geld müssen sie bis dahin leider verzichten.

Update 1: Nur der Vollständigkeit halber ein kleines Update: Am 11.12.2015 hat mir M-Net stolz mitgeteilt, dass ich jetzt einen Glasfaseranschluss bei ihnen bestellen könnte.

Update 2: Seit August 2016 bin ich wieder Kunde bei M-Net. Der Grund ist zum einen, dass sie zum 01.08. endlich konkurrenzfähige Angebote mit vernünftig dimensioniertem Upstream eingeführt haben (bis zu 150 MBit down mit 50 Mbit up); zum anderen musste M-Net den Routerzwang wegen Gesetzesänderung zum 01.08. fallen lassen. Der Rest meiner Kritikpunkte bleibt leider weiterhin bestehen, aber die beiden grössten absoluten No-Gos für mich waren dadurch weggefallen.
no comments yet
write a new comment:
name or nickname
eMail adress (optional)
Your comment:
calculate: (2 times 10) plus 3
 

EOPage - generated with blosxom